Bei einer Feldbegehung in der Gemarkung Vogelbeck (Gemeinde Einbeck, Kreis Northeim, Reg. Bez. Braunschweig) wurde am 6.2.1994 auf der Oberfläche eines mit Winterweizen bestellten Ackers durch den Vogelbecker Ortsheimatpfleger eine römische Münze gefunden.
Die Fundstelle befindet sich westlich der Vogelsburg in der Nähe zweier Siedlungen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit bis frühen römischen Kaiserzeit dem Jeinserfeld und „Auf dem Nahwege“, sowie eines zerstörten Gräberfeldes am Kasseborn. Die Fundmünze lag ca. 250 m von den Urnenfunden entfernt im überschwemmungsfreien Bereich der Niedertrasse der Leine auf der 125 m Höhe über NN. Trotz intensiver Suche sind bisher keine Begleitfunde aufgetreten. Die Fundmünze allein kann nicht belegen, dass die römischen Legionen hier durch Vogelbeck gezogen sind. Dr. BERGER, Kestner Museum Hannover weist in seinem Bericht, „Drusus an der Leine“, daraufhin, dass Bronzemünzen des ersten Nemausustyps stets einen Anhaltspunkt für die mögliche Anwesenheit von römischen Soldaten bilden.
Erste eigene Nachforschungen ergaben, dass in Kalkriese-Osnabrück, zwei Münzen gleichen Typs gefunden wurden. Eine, so wird angenommen, wurde schon in antiker Zeit in zwei Hälften geteilt
Quelle: W. SCHLUETER Kalkriese–Roemer im Osnabrücker Land, Rasch Verlag Brahmsche S. 227
Linke Abbildung (Entspricht der Vorderseite der Münze):
Der Kopf des Agrippa mit Lorbeerkranz blickt nach links. Der Kopf des Augustus schaut nach rechts, oben IMP, unten DIVI F.
Rechte Abbildung (Entspricht der Rückseite der Münze):
Ein Krokodil läuft nach rechts und ist an eine Palme gekettet. Der Wipfel der Palme neigt sich nach rechts, an ihr hängen zwei lange Bänder.
Neben der Palme steht: COL-NEM, links oben Gegenstempel IMP.
Gaius Octavius Augustus: geboren 63 v. Chr., gestorben 14 n. Chr.
Er war der Neffe von Julius Caesar, dieser setzte ihn zu seinem Haupterben ein. Im Jahre 27 v. Chr. wurde Gaius Octavius durch den Senat zum Augustus erhoben.
Seit der Seeschlacht gegen Marcus Antonius im Jahre 31 v. Chr. war er Alleinherrscher. 30 v. Chr. wurde Ägypten dem römischen Reich einverleibt.
Marcus Vipsanius, Agrippa: geboren 62 v. Chr., gestorben 12 n. Chr. römischer Feldherr und Freund des Kaisers Augustus. Er besiegte 36 vor Chr. Sextus Pompejus und besiegte 31 v.Chr. bei Actium Marcus Antonius. Heiratete im Jahr 21 v. Chr.Julia, die Tochter des Kaisers.
Die auf der Vorderseite der Münze geprägten Bildnisse von Augustus und Agrippa lassen eine ziemlich genaue Angabe über die Prägezeit 26-8v.Chr. zu. Der nachträglich aufgebrachte Stempel IMP kann als ein Zeichen dafür gelten, dass der Kaiser selbst diese Münze für besondere Leistungen oder Verdienste an eine Truppe ausgegeben hat. Möglich ist aber auch, dass diese Münze zu einem späteren Zeitpunkt überprüft und mit diesem Stempel versehen wurde.
Das Krokodil, an einen Baum gekettet, sagt aus, das die Münze in Nemauses, heute Nimes in Südfrankreich geprägt wurde. Es kann verschieden gedeutet werden!
Gisela FROSCHNER: Den Namen erhielt der Ort nach dem keltischen Brunnengott Nemausus. Sie sagt, dass seit der Antike belegbar, das Wappenbild dieses Quellenheiligtums ein an eine Palme gekettetes Krokodil ist.
KÜHLBORN: In die „Archäologie in Deutschland“ beschreibt das an eine Palme gekettete Krokodil als Sinnbild für die besiegten und in Nemausus gefangen gehaltenen Ägypter. Nemausus war schon seit dem zweiten Jahrhundert vor Christi in römischer Hand.
Welche Bedeutung hat nun der Fund einer römischen Münze für Vogelbeck?
Der Fund einer einzelnen römischen Münze ohne weitere Begleitfunde mag für Archäologen, Numismatiker, Historiker und Museen keine aufregende Sache sein. Für historisch Interessierte Vogelbecker hat er schon eine ganz besondere Bedeutung. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten wie diese Münze auf das Feld nach Vogelbeck verbracht wurde und jeder der darüber nachdenkt, kann eine eigene Theorie dazu aufstellen, klären lässt sich diese Frage wohl nicht.