Zur Geschichte der Salzgewinnung.
Salz war schon in der Antike ein wichtiger Rohstoff, deren seltenes vorkommen den Menschen der damaligen Zeit bewegte. Kochsalz gewann man meist durch Eindampfen natürlicher Solegewässer. Im Mittelmeerraum konnte das durch Sonnenwärme in künstlich angelegten Salzgärten geschehen. Eine poetische Beschreibung dieses Vorganges finden wir in dem Gedicht „Salzerde“:
» Ich besuchte den >Salzboden< neben der Villa da wir lange standen,
So wird hier der mit dem Meer verbundenen Winterhafen genannt.
Die Wellen ergossen sich in ihn durch Kanäle, mit Gefälle gegraben
Und ergießen sich dort in viele kleine Teiche.
Im Sommer wenn Sirius sein heftiges Feuer entzündet,
Trocknet erbleichend das Gras, vor Durst schmachten die Felder,
Geschlossen sind Schleusen, Schieber, die Wellen haben keinen Zutritt mehr,
Und auf der ausgedörrten Erde verfestigt die Feuchte sich völlig.
Das Salz trocknet in Körnchen unter Phöbus heißen Strahlen,
An heißglühenden Tagen festigt sich immer stärker die dicke Kruste ….
Der römische Geschichtsschreiber C. TAZITUS berichtet in seinen Jahrbüchern (Anales XIII, 57) von einem Kampf zwischen Chatten und Hermunduren um Salzquellen an einem Grenzfluss.
Zahlreiche Ortschaften an denen salzhaltige Quellen zu Tage traten verdankten ihrem Reichtum dem Salz. In Bad Soden Allendorf z.B. Ist den Historikern eine Urkunde vom Jahre 973 als zuverlässig bekannt. Sie sagt aus, dass Kaiser Otto II. seiner Gemahlin verschiedene Güter an der Werra schenkte. Darunter befand sich auch ein gewisses TUTIN-BODA, weiches man für des heutige BAD-SODEN hält. Seit Urzeiten war Salz als Nahrungs- und Konservierungsmittel sehr kostbar. Im Mittelalter war Salz fasst das einzige Würzmittel und diente zur Haltbarmachung von Fisch, Fleisch und Kraut. Gab es Missernten waren eingepökelte Lebensmittel lebensnotwendig. Fuhrleute (Sälzer genannt) und auch Salzschiffe transportierten das Salz bis in die entlegensten Winkel unseres Landes. Der um die Mitte des 19.Jahrh. aufkommende Steinsalz Bergbau brachte die Salinen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Viele konnten der übermächtigen Konkurrenz nicht Standhalten und mussten schließen.
Geschichte und Entwicklung des Kalibergwerkes Siegfried I in Vogelbeck
Die Salinen Sülbeck und Salzderhelden waren Anlass für den Bergingenieur C. Hartmann aus Goslar den Salzstock unter der Gemarkung Vogelbeck auf seine bergmännische Abbauwürdigkeit zu untersuchen.
Am 21. Mai 1894 schloss C. Hartman mit den Grundbesitzern einen Abbauvertrag. Hiermit begann die Aera der Großindustrie in Vogelbeck.
Am 13. März 1896 gründete C. Hartmann die Kalibohrgesellschaft Concordia
Aus dieser ging am 23 Januar 1897 die Gewerkschaft Siegfried I hervor.
Hauptinitiator zur Gründung der Gewerkschaft Siegfried I war der Düsseldorfer Fabrikbesitzer Heinrich Compes.
Die ersten Vorstandsmitglieder waren Heinrich Compes Fabrikbesitzer, Albert Fusban aus Krefeld, der Berliner Bankier Carl Hansen, Comerzienrat Emil Bellardi aus Krefeld und der Majoratsherr Fischer von Mollard.
Auf Grund des Abbauvertrages vom 21. Mai 1894 standen der Gewerkschaft 1600 Morgen Fläche als Kaligerechtsame in den Gemarkungen Vogelbeck, Salzderhelden, Volksen und Negenborn zur Verfügung
Mit insgesamt 6 Tiefbohrungen wurde der Salzstock auf seine Abbauwürdigkeit untersucht.
Die 1. Tiefbohrung erbohrte nördlich von Vogelbeck, zwischen dem Krieberg und der Vogelsburg, bei einer Teufe von 643 m ein 10 m mächtiges Anhydritlager mit Kalisalzspuren. Bei einer Teufe von 730,5 m ein Kalilager von 50 m Mächtigkeit mit einem durchschnittlichem Einfall von 10 Grad. Diese erste Bohrung ergab als Bohrresultat Hartsalz mit einem KCL-Gehalt von 21% und Carnalit mit Gehalt von 15-16%.
Die 2. Tiefbohrung wurde 700 m südlich von Volksen am Nordhang des Hungerberges niedergebracht. Sie erreichte das Kalilager bei 1008,8 m.
Die 3. Tiefbohrung auf dem linken Leine Ufer bei Volksen niedergebracht traf das Kalilager bei 716 m.
Die 4. Tiefbohrung wurde auf dem Terrain der Gewerkschaft Gustav Adolf nordöstlich von Sülbeck am Einlauf des Salzgrabens in die Leine angesetzt. Diese erbohrte bei einer Teufe von 312,2 m auf eine dünne Kainitschicht.
Die 5. Tiefbohrung lag nur 50 m von der erwähnten vierten Bohrung entfernt und traf den Kalistreifen bei 326,5 m.
Die 6. Bohrung war eine Kontrollbohrung zu Tiefbohrung 1 und erreichte das Kalilager in 326,5 m Teufe, dass flach gelagert war und eine Mächtigkeit von 40 m zeigte.
Der Schachtbau wurde 1171 m westlich von Bohrloch I entfernt angesetzt.
Am 16. Dezember 1899 erfolgte der erste Spatenstich zum Abteufen des Schachtes I. „Heinrich“ erwurde in einer feierlichen Veranstaltung im Beisein zahlreicher Vertreter weltlicher und geistlicher Behörden vollzogen. Der Vorsitzende des Grubenvorstandes Dr. Heinrich Busch aus Krefeld trat in einen durch Tannengrün gekennzeichneten 5 m großen Kreis, der die zukünftige Schachtöffnung markierte und ergriff das Wort:
„Der heutige Tag ist für die Gewerkschaft von größter Bedeutung, handelt es sich doch darum, heute den Bau eines umfangreichen und schwierigen Werkes, des Kalisalzbergwerkes der Gewerkschaft Siegfried I, in Angriff zu nehmen. Nahezu vier Jahre sind verflossen seit die Gewerkschaft und ihre Vorgängerin, die Kalibohrgesellschaft Concordia, begonnen haben, die Ausführbarkeit des Unternehmens und dessen technische und wirtschaftliche Aussichten zu Untersuchen. Heute erst sind wir so weit, mit der Ausführung den Anfang zu machen. Leicht und kurz ist, wie sie sehen, der Entschluss nicht gewesen, hier einen Schacht zu bauen, gleichwohl ist die bisherige Arbeit nicht überflüssig gewesen. Denn die Schwierigkeiten des Bergbaues und die bedeutenden Mittel, die derselbe erfordert, machen eine sorgfältige Vorbereitung zur unumgänglichen Notwendigkeit. Fortan aber dürfen wir auf einen schnelleren und augenfälligen Fortschritt hoffen. An Stelle der stillen und geheimnisvollen Bohrtürme werden bald umfangreiche Bauten entstehen, und zahlreiche Bergleute werden den harten Fels sprengen, der den Zugang zu den Kalischätzen verwehrt. Dampf- und Maschinenkraft wie auch die Kunst der Ingenieure sind dabei unentbehrlich. Vor allem aber, wenn das Werk rechten Fortschritt nehmen soll, ist es notwendig, dass ein Jeder, der daran mitzuwirken hat, vom Ersten bis zum Letzten, mit Energie und Eifer seine Schuld tue. Auch die Mitwirkung und das Wohlwollen der Behörden dürfen und werden, wie ich aus der Anwesenheit der Vertreter der Behörde entnehmen darf, nicht fehlen. Ich beginne nun mit dem Bau und tue den ersten Spatenstich mit der Erinnerung an den alten Spruch: “Nichts ohne mühevolle Arbeit gewährt dieses Leben den Sterblichen.“ Hierauf traten der Reihe nach weitere Herren in den Schachtkreis und taten weitere Spatenstiche, wobei jeder seinen Spatenstich mit einem Bergmannspruche begleitete. Danach ergriff der Direktor des Bergwerkes Herr Ingenieur Ziervogel das Wort und gab dem Schacht zu Ehren des Vorsitzenden des Grubenvorstandes Herrn Rechtsanwalt Dr. Heinrich Compes (Busch*1) den Namen ““Schacht Heinrich““ welchen er nun fortan führen sollte.“
Zum Abteufen des Schachtes „Heinrich“: In 31 m Teufe wurde der mittlere Buntsandstein vollständig kompakt ohne Kluftbildung angetroffen. Im Mai 1900 war der Schacht bis zu einer Teufe von 43,2 m in seiner Ausmauerung fertig gestellt. Die Teufarbeiten mussten aber wegen fehlender Finanzmittel eingestellt werden.
Am 1. August 1904 hatte man die finanziellen Schwierigkeiten überwunden und die Teufarbeiten wurden wieder aufgenommen. Dies geschah nicht ganz ohne Grund, da der Abbauvertrag seine Rechtsgültigkeit verlieren konnte, wenn spätestens am 31.Dez.1904 ein Schachtbau in der Vogelbecker oder einer der angrenzenden Gemarkungen Salzderhelden, sowie Negenborn und Volksen nicht in Angriff genommen sein sollte, oder der Schachtbau länger als 5 Jahre ruhen sollte.
Im einem Rapportbuch vom Monat August 1904 (in der Heimatstube Vogelbeck) steht unter dem 1. August eingetragen:
„Arbeiten im Schacht,
Drittelführer Nause mit 13 Hauer, 3 Lehrhauer, 2 Ausläufer und 1 Anschläger
Drittelführer Hentschel Kabelfundamente ausgeschachtet.
Drittelführer Hundertmark Schachthölzer ausgebaut“
Arbeiten Übertage: 8 Mann Kesselfundamente gemacht. Arbeiten in der Zimmerei Förderklaggen gemacht Mauerwinkel und Waagescheit gemach Kreuzhacken zurecht gemacht. Arbeiten in der Schmiede. Am Pumpenkabel gearbeitet. Am Klaggenaufzug im Turm gearbeitet. Spitzeisen gemacht und gehärtet. —federn gemacht und zum Turm die Löcher gehauen.
Im Seilbuch Nr. 22 steht unter dem Datum vom 9. März 1905 eingetragen: Beim befahren des Schachtes, Revision der Seile, Seilscheiben etc. wurde gefunden, dass im Einband des westl. Förderseiles die Drähte zweier Litzen durchgebrochen waren; dass Seil wurde sofort 3 m über dem Einband abgehauen und neu eingebunden. Göllner.(Heimatstaube Akte K114)
1.Nov. 1905 hatte die Teufmannschaft eine Teufe von ca. 352 m erreicht. Der Schacht stand vollständig trocken, die auftretenden Wasser wurden durch die bis in 216 m Teufe eingebauten Tübbinge abgeschlossen. Am 18.September 1906 erreichte die Teufmannschaft bei 772 m Teufe das Steinsalzlager. Bis 795 m durch teufte man rotes Steinsalz das mit Ton und Anhydrit verunreinigt war, bis 822 m klares, hellrotes Steinsalz
Mit 927 m wurde im Januar 1907 die Endteufe erreicht.
Bei 860 m und bei 910 m Teufe wurden Querschläge angesetzt, der untere Querschlag diente als Fördersohle, die 860 m Sohle diente als Wettersohle. Auf der 910 m Sohle wurde ein Querschlag in südöstliche Richtung nach dem Kalilager vorgetrieben, derselbe wurde bis auf 331 m Entfernung vom Schacht fortgesetzt und durchquerte von 0–24 m Steinsalz, 24–29 m Anhydrit, 29–46 m Steinsalz, 46–224 m Anhydrit, 224-243 m Salzton, 243-288 m Carnalit und von da bis 331 m wieder Steinsalz. Die bis dahin aufgeschlossenen Kalisalze hatten eine horizontale Mächtigkeit von 450 m, was einer wahren Mächtigkeit von 15 m entspricht. In der streichenden Verfolgung des Lagers wurde mit einer Ausdehnung von mindestens 1000 m nach Süden und Norden gerechnet. Der gesamte Streckenvortrieb betrug im Jahre 1908 auf der 910 m Sohle 2960 m, auf der 860 m Sohle 450 m. Am Ende des Hauptquerschlages wurde eine Transformatorenstation eingebaut, von da aus erfolgte die Stromzuführung für die elektrischen Bohrmaschinen und Ventilatoren für die Sonderbewetterung.
Um die abgebauten Kalisalze kostengünstig in Handel und Versand zu bringen war es nötig, einen Anschluss an die damalige Reichsbahn zu haben. Im Dorf ist mündlich überliefert, dass diese Arbeiten im wesentlichen von polnischen Fremdarbeitern ausgeführt wurden.
Die Förderung von Kalisalzen wurde im Dezember 1907 aufgenommen
Nach Aufnahme der Förderung wurde mit dem Kalisyndikat ein provisorisches Abkommen über die Förderquote getroffen.
Der Absatz betrug vom Beginn der Förderung im Dezember 1907 bis zum 16. Dezember 1908, an 275 Arbeitstagen 383,151,5 dz Rohsalz im Wert von 496 679,30 Mark, wovon 89 139,07 M. Spesen abgehen, ferner an Fabrikaten 5 214,50 dz 40% Salze, 4081,78 dz 80er Chlorkalium im Wert von 84 512,12 M, wovon 8 770, 71 M. Spesen abgehen. – Für das Jahr 1908 betrugen die Lieferungen einschließlich Provision: 292 928,50 dz Kainit, 125 933,50 dz Carnalit, 9 117,50 dz Düngesalz, 6 469,48 dz Chlorkalium (80%) im Gesamtwert von 722 081,98 M wovon 91 906,38 M Spesen abgehen
Die Tagesanlagen:
Die Tagesanlagen waren im wesentlichen bis zum Jahresende 1907 fertiggestellt. Im einzelnen bestanden sie aus einer elektrischen Zentrale mit Ventilatorgebäude zum Bewettern der Schachtanlage, Maschinenhaus und Fördergerüst, ein Kesselhaus, Mühlengebäude, Lokomotivschuppen, Betriebsgebäude, Kauengebäude, Verwaltungsgebäude und Kantine so wie ein 5400 m² großer Salzschuppen.
An Maschinen standen zur Verfügung:
Eine Dampffördermaschine, ein Ventilator mit den Antriebsmaschinen, zwei Mühlen, zwei Generatoren, vier Dampfkessel mit jeweils 103 m² Heizfläche, eine 750 PS starke Dampfturbine mit Generator, eine Wasserpumpenanlage, eine Trockenanlage, acht Überhitzer, zwei Speisepumpen und zwei weitere vollständige Mahlsysteme.
Mit dem Bau der chemischen Fabrik wurde im Juli 1907 begonnen. Die Gebäude waren für eine Verarbeitung von 5000 dz. ausgelegt. Die maschinellen Einrichtungen waren für eine tägliche Verarbeitung von 3000 dz, vorgesehen. Die benötigte Konzession zur Ableitung von Endlauge in die Leine wurde erteilt, obwohl die Stadt Hannover und andere Gemeinden an der Leine Einspruch erhoben
Am 28. Mai 1909 wurde innerhalb einer Gewerkenversammlung die Zweitschachtfrage behandelt. Es wurde beschlossen von den gesamten 11 Feldern der Gewerkschaft Siegfried I 4,5 Maximal-Felder abzutrennen um eine neue Gewerkschaft, Siegfried II, zu gründen. Die Kuxe dieser neuen Gewerkschaft sollten im Besitz von Siegfried I bleiben. Auf diesen abgetrennten Feldern sollte der bergpolizeilich vorgeschriebene Schacht II abgeteuft werden. Es wurde davon ausgegangen dass dieses abteufen ca. 1 Mill. Mark kosten würde.
Anfang Juli 1911 wurde ca. 1300 m nordwestlich von Schacht Heinrich mit dem Abteufen des Schachtes II, „Gotthilf“, begonnen (am Rosenplänter). Dieser diente in der Hauptsache als Wetterschacht. Namensgeber war wahrscheinlich Grubenvorstandsmitglied Ernst ““Gotthilf““ Fischer von Mollard, Majoratsherr auf Herrschaft Gora bei Jarotschin. Im Dez. 1911 befand sich die Teufmannschaft in 83,6 m Teufe. Der Abschluss der zwischen 33 m und 67 m Teufe zufließenden Wassermenge erfolgte durch Tübbinge, die bis zu einer Teufe von 158,5 m standen, von dort bis zu seiner Endteufe stand der Schacht in Mauerung. Im Jahre 1913 hatte der Schacht Gotthilf die Endteufe von 957 m erreicht. Es wurden Querschläge angesetzt um die Untertage Verbindung mit Schacht „Heinrich “ herzustellen.
Am 27. Dezember 1912 erfolgte der Durchschlag beider Schächte. Das zielgenaue Zusammentreffen von zwei Strecken Untertage, in ca. 900 m Tiefe, war und ist auch heute nach eine bergmännische Maßarbeit die von den Bergingenieuren (Steigern) hohes können erfordert. Zum Transport der Kalisalze von „Gotthilf“ , führte eine Drahtseilbahn zum. Betriebsgelände bei Schacht I „Heinrich“
Für den Streckenvortrieb und zum Abbau der Kalisalze wurde Sprengstoff eingesetzt. Mit Pressluft oder elektrischen getriebenen Bohrmaschinen wurden Löcher in des Gestein gebohrt, diese wurden mit Schießpulver gefüllt und mit dem Warnruf: „“Es Brennt““, abgeschossen. In der Bergmannssprache heißt Sprengpulver, Schießpulver. Das Sprengen bezeichnet der Bergmann als Schießen. „“Es Brennt““ ist der Warnruf des Schießmeisters vor dem Schießen. (Sprengen)
Im Jahre 1913 waren mit der Annahme, Verausgabung und Wiedervereinnahmung von Sprengstoffen und deren vorschriftsmäßiger Buchung beauftragt: Steiger Michaelis, Steiger Schmidt, Steiger Jänisch, Grubenaufseher Hundertmark. In Vertretung, Fördeaufseher Trinkhaus und Vorwerk. Mit der erforderlichen Umarbeitung von Sprengstoffen waren beauftragt: Steiger Michaelis und Steiger Schmidt.
Zur Annahme von Sprengstoffen und zur Ausführung der Schießarbeiten waren unter besonderer Einweisung auf die betreffenden §§ der allgemeinen Verordnung “ über den Verkehr mit Sprengstoffen vom 7. April 1911 beauftragt: August Asmus, Alois Borowski, Alb. Fuchs, Fr. Hartung, Rich. Horn, Aug. Kirleis, Stan.Lawicki, Karl Meng, H. Blumenhagen, Karl Kirchberg , Aug. Nothdurft, Fr. Fiedler, Stan. Nowaczeck, Ernst, Raulf, Fr.Harenkamp, Fr. Reinecke, Aug. Schneider, Fr. Heideck , Peter Thomaczewski, Paul Schunke, Wilh. Jordan, Aug. Wegener, Er. Worm, Wilh. Kranz, Aug. Zwingmann, Albrecht Pawlack.
Während des 1.Weltkrieges waren auf dem Kalibergwerk viele Kriegsgefangene zur Arbeit verpflichtet. Nach einem Schichtenbuch vom Juni 1918 waren es über 106 Personen. Der Kriegsgefangene und Gedinge – Arbeiter (Akkord) Kons. Grabatschik verunglückte tödlich am 25. Juni.1918 auf dem Werk bei der Arbeit. Er wurde mit einem weiteren Kriegsgefangenen der ebenfalls hier verstarb auf dem Hohnstedter Friedhof beigesetzt.
Bei Durchsicht der Unterlagen über das Kaliwerk fällt besonders der hohe Energieverbrauch auf. So wurden z. B vom 4. Febr. bis zum 31.Mai 1918 auf dem Kaliwerk Vogelbeck 5114 t Rohbraunkohle Kohle angeliefert und verbrannt . Vielleicht kann man hiermit die große Borkenkäferplage und das Absterben ganzer Fichtenbestände in der Vogelbecker Forst in den 40er Jahren erklären. Denn auch zur Zementherstellung wurden große Mengen an Kohle verbrannt und die Abgase wurden ungefiltert in die Luft abgegeben und waren mit Sicherheit eine große Belastung für die umliegenden Wälder
Nach dem ersten Weltkrieg, der für die deutschen Kaliwerke schwere Beeinträchtigungen mit sich gebrachte hatte, übernahm ein neuer Vorstand das Kaliwerk. Dieser Vorstand stand dem Gumpel-Konzern nahe. Um im Jahre 1920 neues Kapital freizusetzen, erhöhte die Gewerkschaft Siegfried die Kuxenzahl auf 2000 und unterteilte die Gewerkschaft in zwei gleichwertige Gewerkschaften Siegfried I und II. Die Kuxen waren nach dieser Transaktion so verteilt, dass Siegfried I über 75% der Siegfried II Kuxen in den Händen hielt, während die Majorität der Siegfried I – Kuxen von der Einigkeits-Werksgruppe erworben werden konnte.
Das Kalisalzbergwerk „Siegfried“ I und II in Vogelbeck im Jahre 1921:
Besitzer: Gewerkschaft Siegfried I Vogelbeck bei Salzderhelden Kr. Einbeck
Leitender Direktor: Bergwerksdirektor A. Hoffmeister in Vogelbeck.
Eisenbahn-, Post- und Telegrahpenstation: Salzderhelden.
Eigenes Anschlussgleis vorhanden. Telefonanschluß: Nr. 64 und 68 Amt Einbeck
Verantwortlicher Betriebsführer: Grubeninspektor Hermann Goldschmidt und Adolf Weller, Ing.
Fahrsteiger Ernst Michaelis, Steiger Walter Schmidt, Walter Jänisch, und Friedrich Wölfer, Maschinensteiger Hermann Wegner, Grubenaufseher, Heinrich Hundertmark und Gustav Vorwerk, Fabrikbetriebsführer, Boni Stollwerk, Obermeister Gustav Trippler, Meister Hermann Wesner und Karl Vorbrodt, Laboratoriumsvorsteher Karl Möllnitz, Laborant Gustav Wagner. Arbeiterzahl 605 Mann.
Am 4. Dezember 1923 beschloss die Generalversammlung der beiden Gewerkschaften, die Siegfried I Kuxenzahl von 1000 auf 5000 Stück zu erhöhen. Dieser Entschluss kam nicht mehr zur Ausführung, da die Einigkeit – Werksgruppe zerschlagen wurde. Die Schachtquoten wurden von der Ver. Kaliwerke GmbH übernommen. Die Ver. Kaliwerke GmbH hatten kein Interesse an der Weiterführung des Siegfried I – II Betriebes. Wahrscheinlich waren sie lediglich an der Förderquote interessiert. So teilten die Schachtanlagen Siegfried I und II das Schicksal der übrigen Schachtanlagen der Einigkeit- Werksgruppe und wurden geschlossen.
Anfang 1924 betrug die Belegschaft noch 400 Mann.
Im Jahre 1926 wurde der Betrieb stillgelegt und die Umfangreichen Tagesanlagen der Gewerkschaft verwertet.
Schon bald nach der Stillegung des Kaliwerkes stellte man Überlegungen an auf dem Werksgelände der Zeche eine Zementfabrik zu errichten.
Die Förderzinszahlungen wurden im Jahre 1952 durch eine letzte Abfindungszahlung eingestellt.
Die Vogelbecker Kaliinteressenten verzichteten dabei auf einen Betrag von 60.000 DM zugunsten des Schulneubaues in den Jahren 1949/50.
Seit 1991 gibt es eine Ausstellung über das Kalisalzbergwerk Siegfried in der Heimatstube Vogelbeck. Hier befinden sich Zahlreiche Akten und Unterlagen über den Grubenbetrieb, Schichtenbücher über Kriegsgefangene, Gezähe (Werkzeuge) wie Keilhauen, Pannschüppen, Karbidlampen, einige Gläser gefüllt mit Kalisalzen aus dem Vogelbecker Bergwerk. Neben vielen Schichtenbüchern, Tagesrapporten, Zeichnungen, Lagepläne über den Grubenbetrieb, befinden sich zahlreiche Offerten der Zulieferfirmen. Sie geben einen Einblick, welche große wirtschaftliche Bedeutung das Kalisalzbergwerk für die hiesige Region hatte.
Literatur:
*1 Die Einbecker Zeitung gibt hier den Namen Dr. Heinrich Busch an. Nach R. Slotta Kalibergbaumuseum Bochum ist es der Düsseldorfer Fabrikbesitzer Heinrich Compes.
* Akte K114 in der Heimatstube Vogelbeck.
R. SLOTTA: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Band III: Die Kali- und Steinsalz-Industrie. – Deutsches Bergbaumuseum Bochum- 1980- nach Betriebstechnischen und -kaufmännischen Aspekten über das stillgelegte Kaliwerk I/II mit den Schachtanlagen Siegfried I und Siegfried II. Vogelbeck bei Salzderhelden
Handbuch: Die Kalibergwerk- Salinen- Tiefbohrunternehmungen von 1909. Im Kalibergbaumuseum Bad Salzuffeln.
Taschenbuch für die Deutsche Braunkohlen- und Kaliindustrie Jahrgang 1921Verlag M. Börner Halle (S) (Heimats.Vogelbeck)
Heimatstube Vogelbeck: Unterlagen über das Kalibergwerk Siegfried in Vogelbeck.
Reinhard Kopp
Teichstr.7
37574 Einbeck/Vogelbeck